Steuerhinterziehung: Bald 10.000 Selbstanzeigen? 

Die Flut der wegen Steuerhinterziehung eingereichten Selbstanzeigen wird in den nächsten Tagen die Grenze von 10.000 überschreiten. Dies schätzt das Wirtschaftsmagazin "Capital" in seiner am 18. März erscheinenden Ausgabe. Das Magazin hatte alle Oberfinanzdirektionen und Finanzministerien gefragt. Bis Mitte März hätten dort bereits 9.547 Selbstanzeigen deutscher Steuerbürger vorgelegen und täglich kämen rund 250 neue Selbstanzeigen hinzu, heißt es in dem Artikel. Ausgelöst wurde dieser Run auf die Finanzämter durch den Ankauf der Schweizer Daten-CD.

Baden-Württemberg führt bei Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung

Von den Bundesländern liegt Baden-Württemberg mit 2.418 Selbstanzeigen laut "Capital" einsam an der Spitze, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 1.930. Auf dem dritten Platz liegt Bayern mit 1.625, auf dem vierten Hessen mit 1.228 Selbstanzeigen und auf dem fünften Platz Rheinland-Pfalz mit 700. Die weitere Reihenfolge: Niedersachsen (564), Berlin (359), Schleswig-Holstein (265) und Hamburg (218), Saarland (76), Bremen (54), Sachsen (39), Brandenburg (33), Thüringen (19), Sachsen-Anhalt (11) und Mecklenburg-Vorpommern mit lediglich acht bislang eingegangenen Selbstanzeigen.

Selbst erfahrene Steuerprofis sind von diesen Zahlen überrascht: "Bei der Liechtenstein-Affäre hatten wir in Baden-Württemberg insgesamt nur 121 Selbstanzeigen", erklärte Michael Grepl vom Finanzministerium Stuttgart. Die CD aus der Schweiz habe 20 mal so viele Steuersünder zur Selbstanzeige getrieben.

Erste Schätzungen über hinterzogene Steuern

Über die Höhe der hinterzogenen Steuern, die nun verspätet doch noch fließen werden, lässt sich zu diesem Zeitpunkt nur spekulieren. Nach Schätzungen von Steuer-Experten in den Ämtern dürften es wohl mehrere hundert Millionen Euro werden. Bislang haben die wenigsten Bundesländer die Anzeigen entsprechend ausgewertet. Baden-Württemberg gab an, dass rund 235 Millionen Euro an Erträgen nachgemeldet wurden.

Drei Länder schätzen sogar schon die zu erwartenden Nachzahlungen: Rheinland-Pfalz rechnet mit 70 Millionen Euro, Niedersachsen mit knapp 50 Millionen Euro und Schleswig-Holstein mit 35 Millionen Euro.