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Das Geschäft mit dem Streik: Hauptsache der Spaß geht (nicht) flöten 

Lufthansa, Amazon, Prosegur, Babylon, The Body Shop: Gewerkschaften wissen, Streiks zur Weihnachtszeit treffen die Unternehmen finanziell am härtesten. Denn genau in dieser Zeit kann man den Bürgern das Vergnügen wegnehmen, auf das sie das ganze Jahr lang gespart haben – Geld, Reisen, Konsumartikel.

Während täglich fröhliche Amazon-Werbung über die Bildschirme flackert und zum Weihnachtseinkauf anregen soll, streiken die Mitarbeiter des Internethändlers bundesweit erneut – seit heute in Rheinberg und Werne.

Verdi will für die rund 10.000 Mitarbeiter des US-Konzerns in Deutschland einen Tarifvertrag auf Ebene des Einzelhandels erreichen. Amazon lehnt Verhandlungen seit zwei Jahren strikt ab. Dafür gab es jetzt von Verdi eine filmische Retourkutsche: "Das Amazon-Imperium". Der Film zeigt einen gierigen Firmenchef, der als "Captain Gnadenlos" auf einem Piratenschiff auf dem Amazonas schippert.

Warnstreiks auch bei den Geld- und Wertdienstleistern. Verdi zeigt sich kämpferisch in der Adventszeit. Damit den Weihnachtskunden ja das Geld an den Automaten ausbleibt.

Erst im Sommer hatten sich die Geld- und Wertdienstleister Prosegur mit der Gewerkschaft Verdi nach einem mehrwöchigen Streik auf einen überarbeiteten Haustarifvertrag für die Niederlassung Potsdam geeinigt.

Jetzt gibt es neue Arbeitskämpfe – diesmal gleich für die gesamte Branche. Betroffen sind vier Unternehmen mit rund 650 Beschäftigten. Damit sollen gleiche Bedingungen für Berlin und Brandenburg geschaffen werden. Bislang gibt es keine Annäherung der streitenden Parteien. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 15. Dezember angesetzt.

Seit Juli 2015 bestreiken 15 Mitarbeiter des Kinos Babylon in Berlin-Mitte ihren Arbeitgeber. Sie fordern höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Beide Parteien tragen eine Schlammschlacht vor Gericht und Medien aus. Veranstaltungen fallen flach – der Kunde hat das Nachsehen.

Jetzt zeigt sich der Geschäftsführer der Neuen Babylon GmbH, Timothy Grossmann, zu einem Gespräch am 14. Dezember bereit. Wörtlich heißt es in seinem Schreiben an die Gewerkschaft: "mit dem Ziel, eine abschließende Verständigung zu erreichen". Verdi kündigte an, den Streik dann unterbrechen zu wollen. "Auch die Mitarbeiter sind an einem Tarifabschluss noch im Jahr 2015 interessiert, wenn die Konditionen stimmen", so Verdi-Verhandlungsführer Andreas Köhn.

Klar, darf im Advent die Kosmetikindustrie nicht fehlen: Seit heute gibt es den ersten Warnstreik bei der Bio-Kosmetikkette The Body Shop in Berlin und Brandenburg. "Hält das Unternehmen ethische Werte nach außen hoch, lässt es diese nach innen vermissen. Teilzeitbeschäftigte und 450 Euro-Jobs, sogenannte Aushilfen, sind die überwiegenden Beschäftigungsverhältnisse", sagt Verdi-Sekretärin Janet Dumann.

Die Gewerkschaft bemängelt zudem, dass für die gleiche Arbeit unterschiedliche Löhne zwischen 8,50 Euro und 11,15 Euro gezahlt werden. Sie ziehen Vergleiche zum Berliner Einzelhandel mit Einstiegsgehältern von 12,50 Euro. The Body Shop gehört seit 2005 zum Kosmetikkonzern L’Orèal. Bundesweit gibt es 98 Filialen mit rund 950 Beschäftigten.

Was die Gewerkschaften mit ihren Streiks in der liebevollsten Zeit des Jahres erreichen, zeigte der Flugbegleiter-Streik bei Lufthansa und Germanwings im November 2015. Bei dem Rekordstreik der Gewerkschaft Ufo, fielen nach Lufthansa-Angaben an den bestreikten sieben Tagen insgesamt rund 4700 Flüge aus, auf die 550.000 Passagiere gebucht waren.

Die aktuell veröffentlichten Zahlen von Lufthansa für November zeigen auch, was einzelne Streiks konzernweit anrichten können: Die Zahl der Fluggäste von Lufthansa und Germanwings sank um 12,5 Prozent auf knapp 5,2 Millionen. Mit nur 51.252 Flügen verlor Europas Marktführer 7,4 Prozent zum Vorjahreswert. Konzernweit ging die Anzahl der Fluggäste um 8,9 Prozent auf 7,2 Millionen zurück. Auch das Frachtgeschäft verlor konzernweit deutlich mit 12,3 Prozent auf 156.000 Tonnen Fracht und Luftpost.

Foto: ©Verdi

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