Vor einer neuen Schuldenfalle für Besitzer von Kreditkarten warnt der Finanzwissenschaftler Professor Udo Reifner. Der Wissenschaftler vom Institut für Finanzdienstleistungen sprach vor dem Bundestag zum von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf für das so genannte Zahlungsdiensteumsetzungsgesetz.
Das Gesetz könne zu einer Liberalisierung des Marktes für Kredite über die Kreditkarte führen, sagte Reifner den Abgeordneten. Nach dem geplanten Gesetz bräuchten Kreditkartenbesitzer keine Banklizenz mehr. Damit würden die Anbieter von Kreditkarten von jeder Aufsicht befreit. Wie in den USA und Großbritannien könnte jeder Kreditkarte ein Kredit zugeordnet werden.
Reifner: "Diese Systeme erlauben eine unkontrollierte Schuldenexplosion, überhöhte Zinsen, Zinseszinsen und zusätzliche Gebühren, die im Zinssatz nicht enthalten sind", warnte der Sachverständige. In den USA und Großbritannien versuchen Kreditkartenbesitzer sich zu entschulden, indem sie Geld von einer auf die andere Kreditkarte umbuchen. Dabei würden sie Opfer von "wucherverdächtigen Zinssätzen".
Gerade vor dem Hintergrund sei es nicht nachvollziehbar, dass der Staat den Anbietern von Kreditkarten "Gestaltungshoheit" über Kredite, Zinssätze und Gebühren einräumen wolle. Der Warnung des Experten schloss sich auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) an.
Bisher dürfen in Deutschland nur zugelassene Banken und Sparkassen Kreditgeschäfte betreiben. Wenn auch Anbieter ohne eine solche Zulassung Kreditkarten mit Kreditrahmen ausgeben dürften, dann wäre diese Regel aufgeweicht.
Mit dem Zahlungsdiensteumsetzungsgesetz wolle die Bundesregierung deutsches Recht an ein durch EU-Richtlinie vorgegebenes europäisches Niveau anpassen, heißt es in einer Mitteilung des Deutschen Bundestages.