In der Berliner Pfandleihe 

Wer zu Stephan Goebels Pfandleihhaus kommt, braucht schnell und vorübergehend Geld. Dafür gibt er für einen Zeitraum von bis zu fünf Monaten den goldenen Familienschmuck, Großvaters goldene Uhr oder seinen eigenen Laptop ab. Aber auch DVD-Player, Fahrräder oder seine Playstation.

Stephan Goebel ist in vierter Generation Besitzer des zweitältesten Berliner Pfandleihhauses im Berliner Stadtteil Wedding. Er hat einen festen Händedruck, eine offene und spontane Art und spricht Berliner Dialekt. Seine beiden Mitarbeiterinnen begrüßt er mit Küsschen auf die Wange. Er wirkt wie jemand, der hier seine Berufung gefunden hat.

Seine Kunden müssen für eine Kreditsumme bis zu 300 Euro einen monatlichen Zins von einem Prozent sowie eine festgelegte Verwaltungsgebühr zahlen. Ist der Pfandkredit höher als besagte 300 Euro, so werden monatlich 2,5 Prozent Zinsen fällig. "Ab 48 Prozent Zinsen aufs Jahr gerechnet beginnt der Wucherbereich – dann kommt die Bankenaufsicht", erklärt Stephan Goebel die Zinssätze, die Pfandleiher in der Regel erheben.

Diese sind seit der Pfandleihverordnung aus dem Jahr 1961 nicht mehr verändert worden. "Die Pfandleihverordnung ist sehr verbraucherfreundlich, wir haben da kaum Spielräume. Das finde ich aber auch gut", sagt Stephan Goebel. Er selbst verdient an den Darlehenskosten, den Zinsen, den Verwaltungsgebühren und an den Auktionskosten, wohin nicht ausgelöste Pfandstücke gehen.

Fast alle seiner Kunden lösen ihr Pfand aber innerhalb der fünf Monate wieder ein: "Ich habe eine Einlösequote von 95 Prozent. Unter den Kollegen super Quote", erzählt Stephan Goebel. Das liegt auch an dem hohen Anteil seiner Stammkunden, findet er. Zu ihm kommen 70 bis 80 Prozent Stammkunden, pro Tag sind es ungefähr einhundert Kunden. Stephan Goebel und seine Mitarbeiterinnen sprechen viele langjährige Kunden mit Namen an und tauschen ein paar freundliche Worte miteinander aus.

Kein Ort der Kommunikation

Das Leihhaus ist sonst kein Ort der Kommunikation, die meisten Leute reden nur das Nötigste, ("Ich möchte das hier beleihen", "Einmal verlängern" oder "Auslösen" und "Wie viel macht das?"). Auch die Kunden untereinander kommen kaum ins Gespräch, weil jeder mehr oder weniger mit seiner ganz persönlichen finanziellen Situation beschäftigt ist. Die Stimmung unter den Wartenden im engen Vorraum ist zurückhaltend und freundlich, leise.

Weil in der Pfandleihe große Werte lagern, betritt man das Geschäft durch eine Art Sicherheitsschleuse. Nachdem die erste Tür im Rücken zugefallen ist, dauert es einen Moment, ehe die zweite Glastür mit einem leisen Summen automatisch aufgleitet. Sofort ist klar, dass hier besondere Sicherheitsbestimmungen ganz selbstverständlich gelten.

Der nüchterne Vorraum wie in einer Bank empfängt einen mit weißen Wänden, einem Ficcus-Baum auf dem PVC-Boden und einer großen Bahnhofsuhr an der Wand. Ein geschäftig und unpersönlich wirkender Raum, bis auf alten schwarz-weißen Emailleschilder an der rechten Wandseite: Frühere Öffnungszeiten und Werbesprüche für das Pfandleihhaus zeugen von der langen Geschichte dieses Geschäfts.

Die Kunden im engen Vorraum sind von den Mitarbeitern des Leihgeschäfts durch einen holzfarbenen Tresen mit einer fast bis zur hohen Decke reichenden Wand aus Sicherheitsglas getrennt. In dieser Glaswand gibt es zwei Schalter, in deren sich segelförmig nach oben geformten Öffnungen gerade einmal zwei nebeneinander gelegte Männerhände passen.

 

 

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