Das Scheitern birgt neue Chancen 

 

Buchrezension von Antje RitterInsolvent - Ein Wort, das bereits ohne Kontext einen negativen Beigeschmack bei vielen Menschen hervorruft. Weitere Gedanken führen zu Wörtern wie pleite, fehl gewirtschaftet, gesellschaftlich gebrandmarkt. Die wirtschaftliche als auch die private Insolvenz ist für Be­troffene eine starke psychische Belastung. Die Gedanken drehen sich im Kreis und lassen die Welt um einen herum dunkel und grau wirken. Wie kann man in so einer Situation noch positiv in die Zukunft schauen? Die britische Schriftstellerin Anne Koark gibt Antworten und spricht in ihrem Buch "Insolvent und trotzdem erfolgreich" offen über das Tabutthema Insolvenz. "Mein Name ist Anne Koark und ich bin insolvent" – steht auf dem Buch­rücken des Taschenbuches. Die gebürtige Britin musste mit ihrer Firma "Trust in Business" geschäftliche und private Insolvenz anmelden. Doch wie kam es dazu? Zunächst zur Person: Anne Koark wurde in Essex (England) geboren und studierte an der Universität in Hull (Großbritannien) Germanistik. 1985 zog sie nach Deutschland und arbeitete zunächst als Angestellte bei ver­schiedenen Unternehmen. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin ging sie 1999 mit ihrer Firma "Trust in Business" in die Selbstständigkeit. Das Unternehmen half ausländischen Unternehmen in Deutschland Fuß zu fassen. Das Geschäftskonzept ging zunächst auf und die Firma wurde 2001 als bestes Unternehmen mit dem Breakeven Award für Existenzgründer ausgezeichnet. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände musste die frisch gebackene Unternehmerin und Mutter von zwei Kindern im März 2003 für die Firma Insolvenz anmelden. Dies bedeutete für Koark gleichzeitig auch die private Insolvenz. Ein besonderes Tagebuch Das Buch beschreibt genau diese Zeit. Wie in einem Tagebuch beschreibt Anne Koark den Moment, als die Insolvenz zu einem Thema in ihrem Leben wurde. Dabei geht es um die ersten Schritte, die Anmeldung der Insolvenz und das Leben danach. Gegliedert ist das Buch in sechs Kapitel durch die Monate Februar bis Juli 2003. Mit Datumsangaben und einem stetig währenden inneren Monolog beschreibt Koark ihre Gefühle in dieser emo­tional schwierigen Zeit. "Wir stecken in einer Krise!" – so beginnt der erste Tagebucheintrag am 10. Februar 2003. Gemeint ist die Firma von Koark. Die Zahlen sind schlecht, trotz der Aufträge. Anne Koark fragt sich: Was ist zu tun? Wie können wir es tun? Die Autorin selbst ist die Protagonistin des Buches. Sie tritt mit dem Leser in Kontakt, indem sie offen und ehrlich ihre Gefühle und Gedanken nieder­schreibt. "Für mich fühlt sich Insolvenz im Moment so an, als ob das Aufgeben wäre. Es hat auch einen Anstrich von 'Davonkommen wollen'. Das will ich ja nicht. Trotzdem bin ich eine Gefangene meiner eigenen Zahlen. […]Am liebsten würde ich wirklich davonlaufen – und zwar nicht von dem Geschäft, sondern von der Insolvenz." Mut statt Mitleid Doch das Buch soll kein Mitleid auslösen. Die Geschichte von Anne Koark soll Mut machen. Eine Insolvenz stellt nicht das Ende, sondern einen Anfang dar. So sieht es die Autorin selbst. Ihre ganzen inneren Kämpfe zu dem Thema Insolvenz schreibt sie in das Buch. Das Herzblut, das sie in den Überlebenskampf der Firma steckte, merkt man deutlich. Das Hoffen und Bangen Investoren zu finden, bevor eine Insolvenz angemeldet werden muss, die nächtlichen Überstunden oder auch die Tränen, die bei der Kündigung von Mitarbeitern flossen. Von diesem Buch profitieren nicht nur Betroffene. Auch Menschen, die sich mit dem Thema Insolvenz noch nie beschäftigt haben, bietet das Buch eine detaillierte Aufklärung. Ein wirtschaftliches Scheitern ist kein Scheitern des Menschen. Die Gesellschaft sollte es nicht gleichsetzten "Ja – ich bin insolvent, aber ich bin noch da." Gespickt werden die Erfahrungen der Autorin mit Zitaten von Schriftstellern wie Charles Dickinson oder William Shakespeare. Durch diese und Herbert Grönemeyer schaffte sie es durch die emotional anstrengende Zeit. Raus aus der Tabuzone Anne Koark schafft es mit diesem Buch, ihre Insolvenz nicht mehr als Tabuthema anzusehen. Sie geht mit ihrer geschäftlichen und privaten Pleite in die Öffentlichkeit. Durch ihre Erfahrungen hilft sie nun anderen Firmen, die vor einem Bankrott stehen. Ihre gegründete Initiative B.I.G. (Bleib Im Geschäft) hilft betroffenen Unternehmen im Umgang mit der drohenden oder schon präsenten Pleite. Die Autorin hält zudem oft Vorträge über das Thema Insolvenz. Koark hat das Scheitern zum Erfolg gewandelt. Im Süden von Deutschland wird sie, wie sie selbst berichtet, durch den offenen Umgang mit der Insolvenz oft als ‚"Insolvenzlady" tituliert. Anne Koark stellte sich ihren Problemen und ging diese an. Also sollte auch dieser Text mit den Worten dieser mutigen Frau enden:

 

"Das Thema des Scheiterns findet seinen Weg aus der Tabuzone und viele Menschen erkennen, dass es im modernen Wirtschaftsleben mehr konkrete, gesetzliche gestützte und menschlich akzeptable Lösungen für den Neustart geben muss als bisher vorhanden. Strafen und moralische Verurteilungen müssen der Vergangenheit angehören. Wer wagt, der gewinnt, heißt es. Doch wer wagt, kann auch scheitern."



Das Buch ist im InsolvenzVerlag 2007 erschienen. Es kostet 12,95 Euro und kann hier bestellt werden. ISBN: 978-3-9810954-1-8

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